Hautprobleme in Pflegeberufen

 

Hautprobleme in Pflegeberufen: hohes Risiko, starke Beeinträchtigung

Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege kümmern sich pflegebedürftige Menschen und auch um deren Hautgesundheit. Spezielle Ratgeber zum Thema Hautpflege von Pflegebedürftigen unterstützen sie und Angehörige dabei.

Doch wie ist es um die Haut der Pflegenden selbst bestellt? Häufig kommen Angehörige von Pflegeberufen mit geröteter, schuppender Haut oder anderen Hautproblemen in meine Sprechstunde. Tatsächlich stellen Hauterkrankungen die häufigsten Erkrankungen in der Pflege dar. Die ständige Belastung der Haut mit Wasser, mit chemischen Substanzen und auch der häufige (und manchmal falsche) Gebrauch von Handschuhen sind in der Regel die Ursache für die Entstehung von Hautkrankheiten.

Eine solche berufsbedingte Erkrankung der Haut schränkt die Betroffenen stark ein: Gerötete, juckende und rissige Hände schmerzen nicht nur – sie behindern auch in den täglichen Arbeitsabläufen. Zudem verunsichern sie aufgrund ihrer deutlichen Sichtbarkeit oft die zu betreuenden Patienten und deren Angehörige.

 

Vermeidung von Hautproblemen in Pflegeberufen: Risikofaktoren kennen und vermeiden

Damit Angehörige von Pflegeberufen sich gut vor berufsbedingten Erkrankungen der Haut schützen können, ist es wichtig die Risikofaktoren im Beruf zu kennen. Denn nur so kann man sie vermeiden. Diese Risikofaktoren sind insbesondere:

  • Wasser
  • Flächendesinfektionsmittel
  • Lokalanästhetika und Antibiotika
  • Schwitzen und Handschuhe
  • Stress

 

Risikofaktor Wasser

Wasser wäscht bei jedem Hautkontakt schützende Fette aus der Haut. Auf diese Art und Weise verliert die Haut zunehmend ihren natürlichen Schutz. Händedesinfektionsmittel belasten die Haut deutlich weniger als Wasser und Seife. Daher empfehle ich Angehörigen von Pflegeberufen seltener Ihre Hände zu waschen und sie stattdessen häufiger zu desinfizieren. Die Desinfektion der Hände schont nicht nur Ihre Haut, sie ist auch um ein vielfaches wirksamer gegen Keime. Nur wenn Ihre Hände sichtbar verschmutzt sind sollten Sie diese Waschen. Und diese nach jedem Waschen immer sorgfältig eincremen.

 

Risikofaktor Flächendesinfektionsmittel

Flächendesinfektionsmittel laugen die Haut aus und schädigen ihren natürlichen Schutzmantel. Daher empfehle ich bei allen Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten immer Handschuhe zu tragen.

 

Risikofaktor Lokalanästhetika und Antibiotika

Der häufige Kontakt mit Lokalanästhetika und Antibiotika kann ebenfalls zu Ekzemen und Allergien führen. Auch daher sollte konsequent auf den Schutz durch Handschuhe geachtet werden.

 

Risikofaktor Schwitzen/ Handschuhe

In der Pflege sind Handschuhe der wichtigste Schutz überhaupt. Doch für die Haut stellen Handschuhe ein Risiko dar: Unter der luft- und feuchtigkeitsdichten Schicht beginnt die Haut natürlich zu schwitzen. Der Schweiß bzw. das feuchte Umfeld jedoch belastet die Haut genauso wie Wasser. Daher empfehle ich, die Handschuhe nicht länger als notwendig zu tragen. In Situationen, in denen ein langes Tragen unvermeidbar ist, sollten Sie mit untergezogenen Baumwollhandschuhen Ihre Haut vor dem Schweiß schützen.

Bei den Handschuhen sollten Sie auf das Material achten: Einmalhandschuhe aus Vinyl oder Nitril sind zu empfehlen, Latexhandschuhe dagegen können Allergien auslösen, auf diese sollte daher verzichtet werden. Wegen der deutlich erhöhten Allergiegefahr sind gepuderte Latexhandschuhe inzwischen verboten.

Für Reinigungsarbeiten können Sie mehrfach verwendbare dicke Haushaltshandschuhe tragen. Bei Bedarf ziehen Sie Baumwollhandschuhe unter.

 

Risikofaktor Stress

Stress gehört in den Pflegeberufen leider zum Berufsalltag. Dieser wirkt gleich zweifach als Risiko auf die Hautgesundheit:

  • Sensible Haut reagiert auf Stress, bspw. mit Juckreiz, Rötungen oder Entzündungen. Anhaltender Stress kann die Haut auf diese Weise aufgrund der mangelnden Regenerationsmöglichkeit nachhaltig schädigen.
  • Im stressigen Alltag werden zudem oft notwendige Schutzmaßnahmen vergessen. Reinigungsarbeiten werden ohne Schutzarbeiten ausgeführt oder die Hände werden nach dem Waschen nicht eingecremt.

 

Was können Sie tun?

Zunächst einmal sollten Sie die Risikofaktoren beachten und Ihre Risiken minimieren. Damit ist es aber nicht getan. Von besonderer Bedeutung ist die ausreichende Pflege und auch auf Warnsignale und Reizungen sollten Sie frühzeitig reagieren und ggf. frühzeitig einen Berufsdermatologen aufsuchen.

Wichtig: Ausreichend pflegen

Vermeiden Sie Hautprobleme in Pflegeberufen: Pflegen Sie Ihre Haut so oft wie möglich. Nutzen Sie nach jedem Händewaschen und nach jeder belastenden Feuchtarbeit eine Creme, die der Haut die ausgewaschenen Fette zurück gibt. Im Arbeitsalltag eignen sich dazu ausreichend fettende, schnell einziehende Cremes. Nach Dienstende nutzen Sie am besten ein stärker rückfettendes Pflegeprodukt.

 

Wichtig: Frühzeitig reagieren und den spezialisierten Dermatologen (Berufsdermatologen) aufsuchen

Hautprobleme in Pflegeberufen sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Achten Sie daher auf Warnsignale für eine belastete Haut:

  • Hautrötung
  • Schwellung
  • Hautausschlag
  • Nässende Haut
  • Juckreiz
  • Spannungsgefühl
  • Brennen
  • Blasen
  • Schuppung
  • Verhornung
  • Krustenbildung
  • Hautrisse
  • Trockene Haut
  • Vergröberung der Hautfalten und Verdickung der Haut
  • Hautfärbung

Ignorieren Sie diese Warnsignale riskieren Sie die Entstehung von Allergien und chronischen Entzündungen. Diese belasten sehr im Arbeitsalltag und führen im schlimmsten Fall zur Berufsunfähigkeit. Suchen Sie daher frühzeitig einen spezialisierten Dermatologen auf, wenn Sie entsprechende Symptome feststellen. Die notwendige Diagnostik und die wichtige Beratung zur Prävention kann auf diese Art und Weise frühzeitig erfolgen.

Der Berufsdermatologen leitet ggf. auch ein entsprechendes Verfahren zur Anerkennung als Berufserkrankung ein. Bei Anerkennung einer Berufskrankheit ist nicht mehr die Krankenkasse sondern die Berufsgenossenschaft für die Erkrankung zuständig. Dies ist von besonderer Bedeutung für die Anwendung neuer Therapieverfahren, da diese meistens (noch) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Zur Therapie bei anerkannten Berufserkrankungen können auch Pflegemittel verordnet werden. Auch entfallen Zuzahlungen und Rezeptgebühren im Rahmen der Heilbehandlung durch den Unfallversicherungs-Träger/ die Berufsgenossenschaft.

Als zertifizierter Berufsdermatologe (ABD) stehe Ihnen gerne im Rahmen meiner Sprechstunde für Ihre Fragen zum Thema Hautprobleme in Pflegeberufen gerne zur Verfügung.

Weitere Info zum Thema Allergien und Berufsdermatologie finden Sie hier.