Können Fingernägel/ Fußnägel etwas über unsere Gesundheit verraten?
Immer wieder werde ich gefragt, ob es richtig ist, dass unsere Nägel tatsächlich etwas über unsere Gesundheit verraten. Die Antwort heißt „manchmal“.
Die Stärke und Schönheit unserer Nägel ist ebenso wie volles, glänzendes Haar zum Teil genetisch bedingt und daher nur bedingt beeinflussbar. Schlechte Nägel sind zwar ein ästhetisches Problem, aber in den meisten Fällen kein Grund zur Beunruhigung. In anderen Fällen jedoch liefern die Nägel dem Arzt wertvolle Hinweise für die Diagnose. Und bei einer bestimmten Veränderung kann eine schnelle, fachärztliche Abklärung beim Dermatologen lebenswichtig sein.
Fingernägel und Zehennägel bestehen aus der Hornsubstanz Keratin. Keratin wird von den Hautzellen ständig neu formiert und bildet am Körper Haare und Nägel. Unsere Nägel wachsen sehr langsam, nämlich nur 0,5 bis 1,2 Millimeter pro Woche. Mangelt es dem Körper an Nährstoffen oder ist er durch Krankheit geschwächt, kann dies das Nagelwachstum stören. Hier liegt also eine Verbindung zwischen Nägeln und Gesundheit. Da unsere Nägel so langsam wachsen, dauert es natürlich eine gewisse Zeit, bis sich ein Nährstoffmangel oder eine Erkrankungen an den Nägeln zeigen.
Was sind die häufigsten Veränderungen an den Nägeln, welche sind völlig harmlos und bei welchen sollte man zum Arzt?
Dunkle Flecken oder schwarze Streifen unter den Nägeln
Ein dunkler, bläulich-schwarzer Fleck oder oder ein bläulich-schwarzer Streifen unter einem Nagel kann harmlos sein. Nach einem Schlag auf den Nagel oder einem Stoß kann ein Bluterguss entstanden sein, der sich zunächst schnell vergrößert und sich dann auflöst und ganz verschwindet. Können Sie sich jedoch an keinen Stoß oder Schlag erinnern und bleibt der Fleck oder der Streifen bestehen, muss auf jeden Fall dringend ein Dermatologe abklären, ob es sich ggf. um einen gefährlichen schwarzen Hautkrebs (Melanom) handelt.
Weiße Flecken auf den Nägeln
Wenn sich weiße Flecken auf Ihren Nägeln zeigen, brauchen Sie sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Es besteht auch kein Kalziummangel, wie ein sich hartnäckig haltendes Vorurteil besagt. Weiße Flecken auf dem Fingernagel sind kein Mangelzeichen und auch kein Zeichen für eine Erkrankung, sondern harmlose kleine Lufteinschlüsse. Sie entstehen durch mechanische Belastungen, zum Beispiel bei einem einen Stoß auf die Nagelmatrix, die hornbildende Schicht im Nagelbett.
Längsrillen in der Nageloberfläche
Auch die häufig vorkommenden Längsrillen auf den Fingernägeln/ Zehennägeln sind kein Zeichen für Mangel oder Erkrankungen. Stattdessen handelt es sich um eine Veranlagung. Teilweise verändert sich auch die Nagelstruktur im Alter und die Rillen werden dann stärker, aber auch dann braucht man sich nicht zu sorgen. Wen die Längsrillen stören, kann sie im Rahmen der Maniküre weg polieren.
Querrillen in der Nageloberfläche
Während Längsrillen harmlos sind, können Querrillen der Nägel tatsächlich auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Querrillen treten oft einige Zeit nach schweren Magen-Darm-Infekten, Grippe mit hohem Fieber, einer Chemotherapie oder Phasen extremen Stresses auf. Während so einer Belastung versucht der Körper, gut mit seinen Ressourcen zu haushalten. Daher bremst er dann vorübergehend das Wachstum der Nägel und bildet eine dünnere Hornschicht. Ist die Erkrankung überstanden kommt es zu einem neuen Wachstumsschub. Auf diese Weise entstehen die Querrillen, die sich aufgrund des langsamen Nagelwachstums in der Regel erst lange, nachdem die Erkrankung bzw. Belastung bereits überstanden ist, zeigen.
Brüchige Nägel
Spröde und brüchige Nägel können einen Nährstoffmangel anzeigen. Damit wir gesunde Nägel bilden können, benötigt unser Organismus unterschiedlichste Nährstoffe und Spurenelemente, wie zum Beispiel Vitamine, Fett und Mineralstoffe wie Eisen und Zink. Ein Nährstoffmangel entsteht bei Mangel- oder Fehlernährung. Ursache können beispielsweise Diäten, einseitige Ernährung – sei es aufgrund von Lebensmittelunverträglichkeiten oder einer Vorliebe für Junk Food und Fertigmahzeiten – sein. Sie treten aber auch oft bei älteren Menschen auf, die sich nicht ausreichend und abwechslungsreich genug ernähren. Und sie können ein Zeichen für eine Essstörung, wie Magersucht, sein. Auch wer sich vegan ernährt und dabei nicht sehr bewusst auf eine sehr ausgewogene Nährstoffzufuhr achtet, kann brüchige Nägel entwickeln. Noch mehr zum Thema brüchige Nägel und was man dagegen tun kann, habe bereits ausführlich in einem früheren Blog-Beitrag und auch im ZDF-Interview erläutert. Dort erfahren Sie auch welche Umwelteinflüsse Ihren Nägeln schaden und worauf Sie bei der Hausarbeit und bei der Maniküre achten sollten. Meinen Blog-Beitrag zu brüchigen Nägeln finden Sie hier.
Spielen die Nägel eine Rolle bei der Diagnose von Erkrankungen?
Ärztliche Diagnosen beruhen in der Regel auf verschiedensten Indizien. Veränderte Fingernägel und Fußnägel können im Rahmen der Diagnosen ein solches Indiz darstellen, deshalb schaue ich mir immer auch den ganzen Patienten und bei einigen körperlichen Erscheinungen auch ganz bewusst die Nägel an. Manchmal ist dies dann auch der Anlass, einen Kollegen aus einem anderen Fachgebiet hinzuziehen:
- Stark gewölbte Nägel (man spricht auch von sogenannten Uhrglasnägeln) können in einigen Fällen durch eine chronische Herz- oder Lungenerkrankung bedingt sein. In diesen Fällen leite ich die Patienten ggf. an einen Kollegen für innere Medizin oder einen Kardiologen weiter.
- Nägel mit eingesunkener Nagelmitte und erhabenen Nagelrändern (man spricht auch von sogenannten Löffelnägeln oder auch Hohlnägeln) können zusammen mit weiteren Symptomen wie rauher, rissiger Haut, rissigen Mundwinkeln, glanzlosem, sprödem Haar auf eine Eisenmangelanämie hinweisen. In diesen Fällen sollte der Hausarzt hinzugezogen werden.
- Kleine Grübchen im Nagel (sogenannte Tüpfelnägel) treten oft bei Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte) auf. Das gleiche gilt für sogenannte Ölnägel, die gelbe Flecken aufweisen, die farblich einem Öltropfen ähneln. Diese Veränderungen sind bei Schuppenflechte-Patienten also nichts besonders. Haben Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis) allerdings besonders schlechte Fingernägel, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Erkrankung sich im Körper ausbreitet und als nächstes die Gelenke befallen wird. Dann bestehe ich darauf, vorsorglich einen Rheumatologen hinzuziehen.
- Extrem trockene, spröde und brüchige Nägel – in Verbindung mit weiteren spezifischen Symptomen, wie fahle Haut und Schwitzen – können auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen. In diesen Fällen leite ich die Patienten an einen Kollegen für innere Medizin weiter.
Verfärbte, verdickte Nägel, die brüchig werden
Nagelpilz kann an den Fußnägeln und auch an den Fingernägeln auftreten. Da wir überall Pilzsporen begegnen ist auch das Risiko, einer Pilzinfektion recht hoch. Eine der häufigsten Pilzerkrankungen beim Menschen ist der Nagelpilz (Onychomykose). Ca. 15-20 % der Bevölkerung in Deutschland haben mindestens einmal in ihrem Leben eine Nagelpilzinfektion (Onychomykose). Die Auslöser der Nagelpilzinfektion sind sogenannte Fadenpilze (Dermatophyten), deren bevorzugter Lebensraum die Hornsubstanz von Haut, Haaren und Nägeln ist. Eine Nagelpilzinfektion beginnt schleichend: weiße oder gelbliche Verfärbungen am Nagelrand vor allem in Verbindung mit brüchigen Nagelrändern und einer zunehmenden Verdickung der Nagelplatte sind erste Anzeichen, dass der Nagel mit einem Pilzerreger infiziert ist. Je weiter sich der Pilz im Nagel ausbreitet, desto deutlicher werden die Symptome: bei fortschreitender Infektion verdickt sich die Nagelplatte immer weiter und wird rillig. Stark geschädigte Nägel werden insgesamt brüchig und lösen sich vom Nagelbett.
Mehr zum Thema Nagelpilz und dessen Behandlung finden Sie hier.
Interview zum Thema „Was die Nägel über unsere Gesundheit verraten“
In der Samstagsausgabe (14.04.2018) verschiedener Zeitungen der VRM-Gruppe im Rhein-Main Gebiet ist ein Beitrag zum Thema „Was die Nägel über unsere Gesundheit verraten“, für den ich als Experte befragt wurde.
Der Artikel findet sich beispielsweise in der Allgemeinen Zeitung, im Echo und im Wiesbadener Kurier.