Symbolbild Risiko Tattoo

Risiko Tattoo: Die möglichen Risiken von Tätowierungen

Tattoos – Wie gefährlich sind Tattoos?

Anlässlich eines Beitrags in der SWR-Landesschau zum Thema „So erschweren Tattoos die Hautkrebsdiagnose“ hier noch einmal mein Blog-Beitrag zu den Risiken von Tätowierungen – ergänzt um das Video mit dem SWR-Bericht.

Vor einiger Zeit bin ich hier im Hautarzt-Blog darauf eingegangen, was man beachten sollte, wenn man überlegt, sich ein Tattoo stechen zu lassen, wie hoch der Anteil der Bevölkerung in Deutschland ist, der sich tätowieren lässt, worauf Sie bei der Auswahl eines Tattoo-Studios achten sollten und was für Eltern von Tattoo-willigen Kindern wichtig ist.

Heute geht es um eine weitere Frage, die mir ebenfalls immer wieder gestellt wird, nämlich: Was sind die medizinischen Risiken von Tätowierungen? Welches Risiko steckt hinter einem Tattoo bzw. wie gefährlich sind Tattoos möglicherweise für unsere Gesundheit?

Ein aktueller Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission beschreibt auf auf 17 von 113 Seiten die Gesundheitsrisiken und -beschwerden durch Tattoos:

  • Etwa zwei Drittel kürzlich Tätowierte berichten von Rötungen oder Schwellungen, die jedoch in der Regel bald wieder abklingen. Dabei handelt es sich um die natürliche Reaktion des Körpers darauf, dass die Haut mit der Tattoo-Nadel verletzt wurde.
  • Bei ca. 6% der Tattoos kommt es sogar zu Infektionen oder Allergien.

Nur etwa ein Prozent der Tätowierten, lässt sich ärztlich beraten. Dabei kann eine allergische Reaktion, wenn der Körper also allergisch auf einen Inhaltsstoff der Farbe reagiert, erhebliche Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall kann es sogar lebensgefährlich werden. Besonders problematisch ist dann, dass man die Allergie-auslösenden Stoffe nicht schnell und einfach aus der Haut entfernen kann.

Risiko Tattoo? Was sollte man bedenken, wenn man darüber nachdenkt, sich tätowieren zu lassen?

Es gibt eine ganze Reihe von Risiken, über die man sich im klaren sein sollte bevor man sich für ein Tattoo entscheidet. Denn nur eine gut informierte und bewusste Entscheidung ist eine gute Entscheidung.

Folgende Risiken gilt es bei Tätowierungen zu beachten:

  • Risiko Tattoo-Farbe
  • Risiko Stichtiefe
  • Risiko für die Hautkrebserkennung
  • Risiko für Sportler und Menschen in schweißtreibenden Berufen
  • Risiko Tattoo-Entfernung
Risiko Tattoo-Farbe

Während Kosmetika, wie Cremes, die lediglich auf die Haut aufgetragen werden, strengen Zulassungsregeln unterliegen, kontrolliert tatsächlich niemand systematisch die Qualität und Verträglichkeit von Tattoo-Farben. Und das obwohl diese nicht nur aufgebracht sondern in die Haut eingebracht werden. Mit der Farbe gelangen alle ihre Bestandteile in die Haut und damit in den menschlichen Körper. Zwar gibt es seit 2009 eine Verordnung für Tattoo-Farben, doch diese enthält nur eine Ausschlussliste mit 39 Substanzen, die nicht enthalten sein dürfen. Sie enthält dagegen keine sogenannte Positivliste von Bestandteilen, die ausschließlich verwendet werden dürfen, wie dies in anderen gesundheitsrelevanten Bereichen üblich ist.

Dies ist insbesondere deshalb problematisch, da in der Praxis oftmals auch Pigmente verwendet werden, die nicht explizit für den Gebrauch in Tattoos hergestellt wurden, sondern beispielsweise für industrielle Lacke oder Farben – also Bereiche in denen gesundheitliche Aspekte nur eine sehr untergeordnete oder gar keine Rolle spielen. Insbesondere die metallischen Bestandteile der Farben können zu Kontaktallergien führen. In den Farben finden sich oftmals Schwermetalle, wie Arsen, Chrom, Quecksilber, Kobalt oder Nickel. Gerade rote Farben enthalten oftmals Quecksilber und führen auch häufig zu Entzündungen.

Erst kürzlich wurde ein Fall bekannt, bei dem Metallbestandteile einer älteren Tattoo-Farbe und die Bestandteile eines medizinischen Titan-Implantats in der Wirbelsäule eines Patienten zusammen zu einer schweren allergischen Reaktion führten, so dass am Ende die medizinischen Implantate entfernt werden mussten.

Bei Untersuchungen in der Schweiz wurden in 14 Prozent der untersuchten Farben verbotene Konservierungsstoffe gefunden. Es wurden in Tattoo-Farben auch schon Nanopartikel gefunden, über deren Wirkung im menschlichen Körper noch nichts bekannt ist. Auch krankheitserregende Bakterien und Viren wurden schon in verschiedenen Tattoo-Farben nachgewiesen.

Während die Vertriebswege von Medikamenten streng überwacht werden, findet eine solche Überwachung bei Tattoo-Farben nicht statt. Letztendlich kann auch ein Tätowierer, der seine Tattoo-Farben sorgfältig auswählt nicht sicher sein, nicht doch eine gefälschte Tattoo-Farbe zu erhalten. Diese kann dann trotz vermeintlich bekanntem Herstellernamen verunreinigt sein oder Pigmente enthalten, die statt für den Einsatz in der menschlichen Haut eigentlich für Industrielacke produziert wurden.

Risiko Stichtiefe

Eine zu hohe Einstichtiefe führt nicht nur zu unschönen, verschwommen Linien. Gelangen die Tattoo-Farben durch eine zu hohe Einstichtiefe zu tief in die Haut, dann können die Pigmente wandern und sich beispielsweise in den Lymphknoten und in der Leber anreichern. Das heißt, dass die Risiken, die sich aus der Farbe bzw. den Farbpigmenten selbst ergeben, durch eine zu hohe Stichtiefe noch einmal erhöht werden. Noch liegen keine Studien vor, was die Farben bzw. ihre ggf. giftigen oder krebserregenden Bestandteile im Körper genau wirken. Man sollte sich jedoch fragen, ob man in einem anderen Zusammenhang ein solches Risiko eingehen würde.

Risiko für die Hautkrebsfrüherkennung

Bei der Hautkrebsfrüherkennung geht es darum, Veränderungen von Leberflecken (Nävi) möglichst früh zu entdecken und zu bewerten. Pigmentmale werden dazu zunächst im Rahmen der Hautkrebsvorsorgeuntersuchung mit Hilfe einer besonders leistungsfäigen Lupe (einem sogenannten Auflichtmikroskop) überprüft. Verdächtige Leberflecken werden dann entweder mit Hilfe einer besonderen Technik (der sogenannten Elektrischen Impedanzspektroskopie (Nevisense)) bewertet oder direkt operativ entfernt und zur feingeweblichen Untersuchung an einen Pathologen geschickt.

Tatsächlich sind frühe Veränderungen von Pigmentmalen auf tätowierter Haut schwieriger zu entdecken. Auch das Entstehen neuer Pigmentmale, das immer als alarmierendes Zeichen gewertet werden sollte, ist auf tätowierter Haut schwieriger zu entdecken. Wenn ein verdächtiges Hautmal entdeckt ist, fällt die Beurteilung ggf. recht schwer und auch der Nutzen moderner Technik (Nevisense) ist eingeschränkt, da die EIS-Referenzmessungen, auf untätowierter Haut stattgefunden haben.

Insbesondere sehr hellhäutigen zu vielen Muttermalen neigenden Patienten rate ich daher eher von (großflächigen) Tattoos ab. Wer Hautkrebs in der Familie hat (vor allem Eltern, Großeltern und Geschwister) oder selbst schon einmal mit Hautkrebs diagnostiziert wurde, dem rate ich aus den genannten Gründen dringend davon ab, sich tätowieren zu lassen. Auch wer als Kind schwere Sonnenbrände hatte oder regelmäßig die Sonnenbank benutzt oder früher eine Solarium benutzt hat, sollte eher auf Tattoos verzichten, da in diesen Fällen ein deutlich erhöhtes Hautkrebsrisiko besteht.

Mehr zum Thema „So erschweren Tattoos die Hautkrebsdiagnose “ auch in einem Beitrag der SWR Landesschau, für den ich interviewt wurde:

Risiko für Sportler und Menschen in schweißtreibenden Berufen

Die Tattoofarbe wird in die mittlere Hautschicht (ca. drei bis fünf Millimeter Tiefe) eingebracht, dort befinden sich auch die sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen. Daher wurde in einer aktuellen Studie des Amla Colleges in Michigan untersucht, ob es einen Zusammenhang von Schweißbildung und Tätowierung gibt.

Die Studie ergab, dass tätowierte Haut um 50 % weniger Schweiß bildet als untätowierte bzw. unverletzte Haut. Gerade Sportler, für die eine gute Temperaturregulation des Körpers sehr wichtig ist, sollten sich daher gut überlegen, ob sie große Hautflächen, wie Rücken, Bauch oder Arme/ Beine tätowiert lassen. Bei intensivem Training oder in Wettkampfsituationen, gerade auch bei höheren Temperaturen, könnte es mit großflächigen Tattoos zu Problemen bei der Temperaturregulation des Körpers kommen. Das gleiche gilt für alle, die einem schweißtreibenden Beruf nachgehen.

Die Studie hat außerdem gezeigt, dass im Schweiß, der von tätowierter Haut gebildet wird, eine deutlich höhere Konzentration von Natrium festzustellen ist. Normalerweise resorbiert unsere Haut Natrium und andere Elektrolyte aus der Flüssigkeit bevor der Schweiß an die Hautoberfläche tritt. Tätowierungen scheinen diesen Mechanismus zu behindern. Menschen mit großflächigen Tattoos, die intensiv Sport reiben oder einem schweißtreibenden Beruf nachgehen, sollten daher auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten achten.

Risiko Tattooentfernung

Irgendwann gefällt das Tattoo vielleicht nicht mehr, die Partnerin, deren Namen man sich hat tätowieren lassen, hat einen verlassen oder man möchte aus einem anderen Grund das Tattoo entfernen lassen. Eine gängige Methode, die auch von Kollegen angeboten wird, ist die Entfernung mit Laser. Dabei spaltet das Laserlicht die Farbbestandteile/ die Pigmente auf und zerstört dadurch das Tattoo. Schon lange wird in der Wissenschaft diskutiert, ob dabei nicht ggf. giftige Abbauprodukte entstehen könnten, die dann im Körper verbleiben.

Im letzten Jahr konnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erstmals bei der Rubinlaserbehandlung von blauen Tattoos giftige und krebserregende Stoffe nachweisen.  Diese Stoffe, wie beispielsweise Blausäure, entstehen als Spaltprodukte bei der Laserbestrahlung des kupferhaltigen Pigments Phthalocyanin-Blau.

Dabei konnte das BfR zeigen, dass bei der Laserbehandlung eines Tätowierungspigments Stoffe in Konzentrationen entstehen, die hoch genug wären, in der Haut Zellschäden zu verursachen. Die tatsächlichen Risiken sind je nach Größe der Tätowierung, nach der Konzentration der Pigmente,  der konkreten Körperstelle, der verwendeten Bestrahlungsdosis und der konkreten Wellenlänge des Lasers unterschiedlich.

Während die Entfernung mittels Laser zu toxischen Spaltprodukten führen kann, steht bei der chirurgischen Entfernung des entsprechenden Hautareals die Infektionsgefahr im Vordergrund. Dem BfR wurden beispielsweise bereits im Jahr 2011 einzelne Fälle gemeldet, in denen nach der Anwendung flüssiger Tattoo-Entferner unerwünschte Wirkungen aufgetreten sind. In einigen Fällen kam es zu schweren Entzündungsreaktionen der Haut mit Narbenbildung.

Das BfR rät, Tattooentfernungen nur mittels medizinisch anerkannter Verfahren und von geschultem Personal in entsprechenden Einrichtungen vornehmen zu lassen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten in jedem Fall umfassend über die möglichen Risiken der Tattooentfernung aufgeklärt werden.

Worauf sollte man bei der Auswahl eines Tattoo-Studios achten?

Kürzlich habe bereits in einem anderen Beitrag im Hautarzt-Blog erläutert, worauf man bei der Auswahl eines Tattoo-Studios achten sollte. Diesen Beitrag finden Sie hier.